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Jedem Wichtl sei Gedichtl

Mittwoch, Dezember 10th, 2025

Zum 10. Kalendertürchen

Mit jedem der handgefertigten Räuchermännchen verbinden die ‚Macher‘ dieser Männchen nicht nur eine Menge Zeit und Liebe, sondern auch die eine oder andere kleine Episode. Sei es die tatsächlich existierende Legende vom „Zschorler Mondputzer“ oder nur Meister Maulwurf aus dem Garten, dessen unablässiges Graben man ihm immer wieder nachsehen möchte. Das ist Inspiration genug für Christina Mothes, um während der liebevollen Bemalung immer öfters ein kleines Gedicht zum Räuchermännchen zu verfassen.

baumdieb

Der Christbaumdieb
www.drechslerei-mothes.de
(leider offline)

 

Dor Christbaamdieb
(Mundart)

E Christbaam, festlich aageputzt,
dar darf net aussah wie gestutzt,
racht schie gewachsen un net krumm,
sonst haat´s dan Baam, wenn´s passt,
noch um.
Un su en Baam, su ganz verstuhl´n,
im Wald vielleicht noch salber huhl´n,
für´n Arzgebirgler war´s fürwahr
dor grässte Spass vom ganzen Gahr!
Doch heit, ihr Leit, dos kennt ihr glaab´n,
kaa sowas ganz schie teier war´n!
Drum, wenn eich heit dos Fieber packt,
en Baam im Garten oogezwackt,
do brauchst dich net vor´m Färschter ducken,
bei jedem Knistern zammzezucken,
drum namm, wenn dich dor Hafer sticht,
vom Nachbar driem de Silberficht!

Schliesslich hat jedes einzelne seine Geschichte – und die will erzählt sein! Wer das jetzt hier liest – dieser Beitrag ist schön älter. Ich weiß nicht, ob noch jeder Wichtel ein Gedichtl bekommt, aber die Drechslerei bietet ihre individuellen Männel nach wie vor an. Lick liegt uf der Räucherfigur.

M’r ham aah Neinerlaa gekocht, aah Worscht un Sauerkraut…

Dienstag, Dezember 9th, 2025

Zum 09. Kalendertürchen

Das Neunerlei ist ein alter Weihnachtsbrauch, der im Erzgebirge sowie teilweise auch im Vogtland am Heiligabend gepflegt wird. Kern des ‚Neinerlaa‘ ist ein Weihnachtsessen aus neun Gerichten oder deren Bestandteilen, die stark variieren können.

Das Neunerlei wird bereits 1799 im Ur-Heilig-Obnd-Lied besungen („M’r ham aah Neinerlaa gekocht, aah Worscht un Sauerkraut…“). Max Schreyer wird die 1896 entstandene Strophe zugeschrieben.

Mir habn heit Kließ un Sauerkraut un Sellerisolat.
De Klaane ißt de Kließ net gern, die kriegt e Rauche Mad.

Die einzelne Gänge und Zutaten des Menüs haben jeweils eine bestimmte Bedeutung:

  1. Bratwurst steht zum Erhalt von Herzlichkeit und Kraft („doß m’r Harzhaftigkeit un Kraft bewohrt“),
  2. Sauerkraut steht dafür, dass einem das Leben nicht sauer wird („damit ens Labn net sauer wird“),
  3. Linsen stehen dafür, dass einem das Kleingeld nicht ausgeht („doß ens klaane Gald net ausgieht“),
  4. Klöße, Karpfen und Hering stehen dafür, dass das große Geld nicht ausgeht („doß es net an‘ grußen Gald fahlt“),
  5. Gans, Schweinebraten und Kuhhase stehen dafür, dass einem das Glück treu bleibt („doß ens Gelick trei blebt“),
  6. Kompott steht dafür, dass man sich des Lebens erfreuen kann („doß m’r sich ’s ganze Laabn freie kah“),
  7. Semmelmilch steht dafür, dass man nicht erkrankt („doß en de Nos net truppt in neie Gahr“ oder Buttermilch, „doß mr ka Koppwiting (Kopfschmerzen) hat/kriecht“),
  8. Nüsse oder Mandeln stehen dafür, dass der Lebensalltag im nächsten Jahr gut abläuft („doß dr Labnswogn gut geölt dorchs neie Gahr fährt“) und
  9. Pilze oder rote Rüben schließlich sollen Freude, Glück und Gesundheit bringen („Freid un Gelick un rute Backen“) oder gutes Wachstum für das Getreide bedeuten.

Das Neunerlei wird am Heiligen Abend durch zahlreiche weitere Bräuche wie Heiligabendlicht im Erbleuchter, Stroh unter der Tischdecke, Kleingeld unter dem Teller und zusätzlich aufgelegtes Gedeck für den fremden (armen) Gast begleitet.
Die Reste des Neunerleis werden am nächsten Tag gegessen. Vom Aufstehen während des Mahles wird abgeraten („sonst wird man bestohlen“ oder „sonst verlegen einem die Hühner die Eier“). Auch ist es allgemein üblich, dass Salz und Brot ins Tischtuch eingewickelt werden und über Nacht liegenbleiben.