Archive for the ‘Gedichte’ Category

Die drei Spatzen

Donnerstag, Dezember 26th, 2024

Zum 26. Dezember

In einem leeren Haselstrauch
da sitzen drei Spatzen, Bauch an Bauch.

Der Erich rechts und links der Franz
und mitten drin der freche Hans.

Sie haben die Augen zu, ganz zu,
und obendrüber, da schneit es, hu!

Sie rücken zusammen dicht an dicht.
So warm wie der Hans hat’s niemand nicht.

Sie hör’n alle drei ihrer Herzlein Gepoch.
Und wenn sie nicht weg sind, so sitzen sie noch.

von Christian Morgenstern (1871-1914)

3 Spatzen, KI-generiert

3 Spatzen, KI-generiert

Der Eislauf

Mittwoch, Dezember 25th, 2024

Der See ist zugefroren
Und hält schon seinen Mann.
Die Bahn ist wie ein Spiegel
Und glänzt uns freundlich an.

Das Wetter ist so heiter,
Die Sonne scheint so hell.
Wer will mit mir ins Freie?
Wer ist mein Mitgesell?

Da ist nicht viel zu fragen:
Wer mit will, macht sich auf.
Wir geh’n hinaus ins Freie,
Hinaus zum Schlittschuhlauf.

Was kümmert uns die Kälte?
Was kümmert uns der Schnee?
Wir wollen Schlittschuh laufen
Wohl auf dem blanken See.

Da sind wir ausgezogen
Zur Eisbahn also bald,
Und haben uns am Ufer
Die Schlittschuh angeschnallt.

Das war ein lustig Leben
Im hellen Sonnenglanz!
Wir drehten uns und schwebten,
Als wär’s ein Reigentanz.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798-1874)

Eislauf

Eislauf


Was Weihnachten ist

Dienstag, Dezember 24th, 2024

Zum 24. Kalendertürchen

Was Weihnachten ist

Was Weihnachten ist haben wir fast vergessen.
Weihnachten ist mehr als ein festliches Essen.
Weihnachten ist mehr als Lärmen und Kaufen,
durch neonbeleuchtete Strassen laufen.

Weihnachten ist: Frieden, vergessene Stille,
ein zum Guten sich öffnender Wille.
Ist Atemholen im Alltagshasten,
in dunklen Tagen ein kurzes Rasten.

Weihnachten ist: Zeit für Kinder haben,
und auch für Fremde mal kleine Gaben.
Weihnachten ist mehr, als Geschenke schenken,
Weihnachten ist: mit dem Herzen denken.

Und alte Lieder beim Kerzenschein,
SO SOLLTE WEIHNACHTEN SEIN.

Historischer Weihnachtsmarkt in Leipzig

Historischer Weihnachtsmarkt in Leipzig - als Kalender und Karte käuflich von Brück & Sohn

Geschenke ;)

Sonntag, Dezember 22nd, 2024

Zum 22. Kalendertürchen

Zu einem Schlafrock
Ottilie Wildermuth (1817 – 1877)

Das scheint ein schläfrig Angedenken:
Zu Weihnacht einen Schlafrock schenken!
Doch führet dieser gute Kittel
Ja ganz im Unrecht seinen Titel.
Du sollst ihn nicht zum Schlafen tragen,
nein, nur zu häuslichem Behagen,
dass er im Kämmerlein, im stillen,
bequem und warm dich soll umhüllen.
Darum verschmäh’ nicht das Gewand,
(das alte ist im bösen Stand!)
Und möge er dir lieber sein
Als Tand und bunte Stickerei’n.
Geschenke

Eisblumen

Samstag, Dezember 21st, 2024

Zum 21. Kalendertürchen

Eisblumen
Aus „Es werde Licht – Meine Winter und Weihnachtslieder“ von Udo Jürgens

[…]
Manchmal dauerts viele Winter,
Doch dann wird ein Traum von früher wahr,
Und die Eisblumen am Fenster,
Die sind dann wieder da!

Und die Wunder aus der Kindheit,
Die sind auf einmal vorstellbar,
Denn die Eisblumen am Fenster,
Die sind jetzt wieder da!

Eisblumen

Eisblumen – Foto von Larisa Koshkina

Udo Jürgens starb vor genau 10 Jahren. ♥

Zwiespältig

Freitag, Dezember 20th, 2024

Zum 20. Kalendertürchen

Vom Christkindmarkt erklingen Weihnachtslieder,
und Kinderaugen staunen Schätze an.
Vom Winterhimmel fällt ein Sternchen nieder,
und durch das Kaufhaus geht der Weihnachtsmann.

Horch, aus der Kirche tönt nun Orgelklang,
von dem Altar steigt auf der Weihrauchduft.
Es mischt sich mit der Engel Lobgesang
das Glockenläuten in der kalten Luft.

Doch als ich angefragt bei vielen Leuten,
was Weihnachtstage wohl für sie bedeuten,
da zeigten wortlos sie aufs Portmonee:

Familienfeier, Stress und Kauferei,
Geschenke, Urlaub, ein paar Tage frei –
Der Sinn? – Erholung. „Schön wär jetzt noch Schnee.“

von Gisela Schäfer

Der erste Schnee des Winters 2014

Der erste Schnee des Winters 2014 – Vielen Dank an Strohhut Pictures

Ein winterliches Gedicht

Donnerstag, Dezember 19th, 2024

Zum 19. Kalendertürchen

Erst gesten war es, denkst du daran?
Es ging der Tag zur Neige.
Ein böser Schneesturm da begann
und brach die dürren Zweige.

Der Sturmwind blies die Sterne weg,
die Lichter, die wir lieben.
Vom Monde gar war nur ein Fleck,
ein gelber Schein geblieben.

Und jetzt? So schau doch nur hinaus:
Die Welt ertrinkt in Wonne.
Ein weißer Teppich liegt jetzt aus.
Es strahlt und lacht die Sonne.

Wohin du siehst: Ganz puderweiß
geschmückt sind alle Felder.
der Bach rauscht lustig unterm Eis.
Nur finster stehn die Wälder.

Alexander Puschkin (1799-1837)

Brücken im Johannapark

Brücken im Leipziger Johannapark
Auch in diesem Jahr wieder ein Winterbild von Andreas. Danke!

Winterlied

Mittwoch, Dezember 18th, 2024

Zum 18. Kalendertürchen

Mir träumt`, ich ruhte wieder
Vor meines Vaters Haus
Und schaute fröhlich nieder
Ins alte Tal hinaus,
Die Luft mit lindem Spielen
Ging durch das Frühlingslaub,
Und Blütenflocken fielen
Mir über Brust und Haupt.

Als ich erwacht, da schimmert
Der Mond vom Waldesrand,
Im falben Scheine flimmert
Um mich ein fremdes Land,
Und wie ich ringsher sehe:
Die Flocken waren Eis,
Die Gegend war vom Schnee,
Mein Haar vom Alter weiß.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)

Um mich ein fremdes Land…