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Vom Schnee und vom Schneeglöckchen

Freitag, Dezember 20th, 2024

Zum 20. Kalendertürchen

Der Herr hat alles erschaffen: Gras und Kräuter und Blumen. snowdrops.gifEr hatte ihnen die schönsten Farben gegeben. Zuletzt machte er nun noch den Schnee und sagte zu ihm: „Die Farbe kannst du dir selbst aussuchen. So einer wie du, der alles frisst, wird ja wohl etwas finden.“
Der Schnee ging also zum Gras und sagte: „Gib mir deine grüne Farbe!“ Er ging zur Rose und bat sie um ihr rotes Kleid. Er ging zum Veilchen und dann zur Sonnenblume. Denn er war eitel. Er wollte einen schönen Rock haben. Aber Gras und Blumen lachten ihn aus und schickten ihn fort.
Er setzte sich zum Schneeglöckchen und sagte betrübt: „Wenn mir niemand eine Farbe gibt, so ergeht es mir wie dem Wind. Der ist auch nur darum so bös, weil man ihn nicht sieht.“ Da erbarmte sich das Schneeglöckchen und sprach: „Wenn dir mein Mäntelchen gefällt, kannst du es nehmen.“ Der Schnee nahm das Mäntelchen und ist seitdem weiss. Aber allen Blumen ist er er seitdem feind, nur nicht dem Schneeglöckchen.

Oskar Dähnhardt

Zwiespältig

Freitag, Dezember 20th, 2024

Zum 20. Kalendertürchen

Vom Christkindmarkt erklingen Weihnachtslieder,
und Kinderaugen staunen Schätze an.
Vom Winterhimmel fällt ein Sternchen nieder,
und durch das Kaufhaus geht der Weihnachtsmann.

Horch, aus der Kirche tönt nun Orgelklang,
von dem Altar steigt auf der Weihrauchduft.
Es mischt sich mit der Engel Lobgesang
das Glockenläuten in der kalten Luft.

Doch als ich angefragt bei vielen Leuten,
was Weihnachtstage wohl für sie bedeuten,
da zeigten wortlos sie aufs Portmonee:

Familienfeier, Stress und Kauferei,
Geschenke, Urlaub, ein paar Tage frei –
Der Sinn? – Erholung. „Schön wär jetzt noch Schnee.“

von Gisela Schäfer

Der erste Schnee des Winters 2014

Der erste Schnee des Winters 2014 – Vielen Dank an Strohhut Pictures

Winterlied

Mittwoch, Dezember 18th, 2024

Zum 18. Kalendertürchen

Mir träumt`, ich ruhte wieder
Vor meines Vaters Haus
Und schaute fröhlich nieder
Ins alte Tal hinaus,
Die Luft mit lindem Spielen
Ging durch das Frühlingslaub,
Und Blütenflocken fielen
Mir über Brust und Haupt.

Als ich erwacht, da schimmert
Der Mond vom Waldesrand,
Im falben Scheine flimmert
Um mich ein fremdes Land,
Und wie ich ringsher sehe:
Die Flocken waren Eis,
Die Gegend war vom Schnee,
Mein Haar vom Alter weiß.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)

Um mich ein fremdes Land…

Im Schnee, Keller

Sonntag, Dezember 8th, 2024

Zum 08. Kalendertürchen

Wie naht das finster türmende
Gewölk so schwarz und schwer!
Wie jagt der Wind, der stürmende,
Das Schneegestöber her!

Verschwunden ist die blühende
Und grüne Weltgestalt;
Es eilt der Fuß, der fliehende,
Im Schneefeld naß und kalt.

Wohl dem, der nun zufrieden ist
Und innerlich sich kennt!
Dem warm ein Herz beschieden ist,
Das heimlich loht und brennt!

Wo, traulich sich dran schmiegend, es
Die wache Seele schürt,
Ein perlend, nie versiegendes

Gottfried Keller (1819-1890)

Allein in der Kälte_1024

Allein in der Kälte im Januar 2009 bei -8 Grad

Der erste Schnee

Dienstag, Dezember 3rd, 2024

Zum 03. Kalendertürchen

Herbstsonnenschein; des Winters Näh`
verrät ein Flockenpaar,
es gleicht das erste Flöckchen Schnee
dem ersten weißen Haar.

Noch wird, wie wohl von lieber Hand
der erste Schnee dem Haupt,
so auch der erste Schnee dem Land
vom Sonnenstrahl geraubt.

Doch habet acht! Mit einemmal
ist Haupt und Erde weiß,
und Liebeshand und Sonnenstrahl
sich nicht zu helfen weiß.

von Theodor Fontane

Erster Schnee

Erinnert ihr Euch an die Tage direkt vor Weihnachten 2007, als überall alles glitzerte?
Das war der einzige Schnee in diesem Winter… und es war fast alles nur Rauhreif.