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Briefe vom Weihnachtsmann

Dienstag, Dezember 24th, 2024

Zum 24. Kalendertürchen

Für die Kinder von J.R.R. Tolkien war der Weihnachtsmann nicht nur deshalb so besonders wichtig und aufregend, weil er ihnen am Heiligen Abend immer die Strümpfe mit Gaben füllte – er schrieb ihnen auch jedes Jahr einen Brief. Darin erzählte er ihnen mit Worten und Bildern von seinem Haus and seinen Freunden und von all den lustigen oder schlimmen Dingen, die sich am Nordpol ereigneten.
Für die Kinder von J.R.R. Tolkien war der Weihnachtsmann nicht nur deshalb so besonders wichtig und aufregend, weil er ihnen am Heiligen Abend immer die Strümpfe mit Gaben füllte – er schrieb ihnen auch jedes Jahr einen Brief. Darin erzählte er ihnen mit Worten und Bildern von seinem Haus und Briefumschlagseinen Freunden und von all den lustigen oder schlimmen Dingen, die sich am Nordpol ereigneten.

1920 schickte J.R.R. Tolkien zum ersten mal einen Brief vom Weihnachtsmann an seine Kinder und beginnt damit eine Tradition, die noch weitere 20 Jahre dauern sollte.
1939 wurde der letzte Brief geschrieben. Seine 3 Söhne sind zu dem Zeitpunkt fast erwachsen. John ist 22, Michael 19, Christopher 15 und Priscilla ist 10 Jahre alt. Veröffentlicht wurden die Briefe erst 1976, (drei Jahre nach Tolkiens Tod) von Tolkiens Schwiegertochter Baillie, der Ehefrau von Christopher.

Meist fand man den schneebestäubten Umschlag, der die Freimarken der Nordpolpost trug, am Morgen nachdem der Weihnachtsmann dagewesen war, irgendwo im Haus. FreimarkeManchmal brachte ihn auch der Postbote; und Briefe, die die Kinder selbst an ihn schrieben, verschwanden einfach vom Kamin, wenn gerade niemand im Zimmer war.

Ich habe in diesem Jahr schrecklich viel zu tun – wenn ich daran denke, zittert mir die Hand noch ärger als sonst, und sehr reich bin ich diesmal auch nicht. Es haben sich nämlich schlimme Dinge ereignet, und von den Gaben bin einige ganz verdorben, und ich habe den Nordpolarbären nicht dazu gekriegt, dass er mir half, und genau vor Weihnachten habe ich auch noch umziehen müssen. Ihr könnt euch also vorstellen, wie es hier aussieht, and nun wisst Ihr auch, warum ich eine neue Adresse habe.
Das alles kam so: An einem sehr windigen Tag im November wurde mir meine Zipfelmütze vom Kopf geblasen; sie flog davon und blieb an der Spitze des Nordpols hängen. Der Nordpolarbär kletterte, obwohl ich ihm sagte, er solle es bleiben lassen, bis zu der dünnen Spitze hinauf, um die Mütze zu holen – und das hat er auch geschafft.
tolkien_wmann.jpgAber der Nordpolturm ist mitten entzwei gebrochen und auf das Dach meines Hauses gefallen, und durch das Loch, das er gemacht hat, fiel der Nordpolarbär ins Esszimmer, mit meiner Zipfelmütze auf den Nase, und der ganze Schnee fiel vom Dach ins Haus herein und ist geschmolzen und hat sämtliche Feuer ausgelöscht und lief auch in die Keller hinunter, wo ich die Gaben für dieses Jahr zusammengelegt hatte, und der Nordpolarbär hat sich ein Bein gebrochen.
Father ChristmasDas ist jetzt wieder heil, aber ich habe ihn so ausgeschimpft, dass er sagt, er will mir nie wieder helfen. Ich glaube, er ist ernstlich beleidigt, aber bis zum nächsten Weihnachtsfest gibt sich das wieder. Ich schicke euch hier ein Bild von dem Unglück und von meinem neuen Haus, das hoch auf den Felsen über dem Nordpol steht (es hat herrliche tiefe Felsenkeller).

Wenn John mein zittriges altes Gekritzel (1925 Jahre alt!) nicht lesen kann, soll er seinen Vater dransetzen. Wann wird denn Michael lesen lernen und mir auch mal selbst einen Brief schreiben? Alles Liebe euch beiden und Christopher, der einen richtigen Christfestnamen hat.

Natürlich ahnten die Kinder nach einigen Jahren, dass nicht tatsächlich der Weihnachtsmann, sondern ihr Vater hinter den Briefen steckte, aber dennoch freuten sie sich jedes Jahr auf den Brief. Denn wenn sie den schneebstäubten Umschlag, der die Freimarken der Nordpolpost trug, am Weihnachtsmorgen irgendwo im Haus fanden, begann für die Tolkiens eine besinnliche Zeit.

Aber genau diese Besinnlichkeit scheint in der heutigen Zeit immer mehr profanen Angelegenheiten zu weichen. Job, Studium, Schule, Konsumrausch oder Geschenkebesorgungsstress vertilgen oftmals die Zeit, die dem Staunen, der Neugier, der Vorfreude, der Ruhe und Besinnung im Kreise seiner Lieben gewidmet sein sollte.
Habt ein zauberhaftes Weihnachtsfest mit vielen glücklichen, Kraft spendenden Momenten, die Euch vielleicht zumindest für einen kurzen Augenblick zurück in Eure Kindheit entführen, um Weihnachten als das wahrnehmen zu können, was es sein sollte: Das Fest der Liebe, der Nähe und der Herzenswärme. Und denkt immer dran: Die Währung des Nordpols sind Küsse!

Under the Mistletoe

Mittwoch, Dezember 18th, 2024

Zum 18. Kalendertürchen

Die Mistel ist definitiv kein typischer Strauch – es ist ein Parasit, der lebende Bäume angreift. Technisch gesehen sind Misteln (es gibt weltweit über 1.000 Arten) tatsächlich Hemiparasiten.mistletoe Das heißt, sie gewinnen einen Teil ihrer Energie durch Photosynthese und der Rest wird aus anderen Pflanzen gewonnen.
Die Pflanze schickt ihre winzigen Wurzeln in die Rinde ihres Wirts, wo sie Wasser und Nährstoffe absaugt und den Baum langsam schwächt. Ein ausgewachsener Baum kann eine kleine Menge Mistel problemlos aushalten, aber wenn die Misteln sich stark ausbreiten, stirbt der Baum schließlich Stück für Stück.

Oftmals werden in der Weihnachtszeit Mistelzweige über Türen aufgehängt. Traf ein Junggeselle seine Angebetete unter diesem Mistelzweig, so durfte er sie ohne zu fragen küssen… und hoffen.
Das Küssen unter Misteln zur Weihnachtszeit soll im 18. Jahrhundert eine ziemlich verbreitete Tradition gewesen sein, obwohl der erste eindeutige historische Hinweis aus dem Jahr 1820 stammt. Washington Irving, Autor von ‚Sleepy Hollow‘ und ‚The Headless Horseman‘, schrieb über die Pflanze:

Der Mistelzweig mit seinen weißen Beeren hing an der unmittelbaren Gefahr aller hübschen Hausmädchen.

Die Engländer nannten die weißen Früchte „Kusskugeln“; in manchen Gegenden wurde der Mistelzweig 12 Nächte nach Weihnachten verbrannt, damit sich der Heiratswunsch der geküssten Jungen und Mädchen auch erfüllen konnte. Dieser wie auch der Brauch, die Mistel überhaupt als Weihnachtsdekoration zu benutzen, ist auch heute noch verbreitet.
Wer mit einem hübschen Mädchen oder einem netten jungen Mann unter dem Zweig mit den weißen Beeren steht, muss freilich die Spielregeln streng beachten: Nach dem Küssen einer Dame „under the mistletoe“ muss eine Beere gepflückt werden; ist die letzte Beere geerntet, wird auch nicht mehr geküsst.
In der englischen Grafschaft Staffordshire würde man keinen Bisssen vom Weihnachtspudding genießen, wenn die darunter brennenden Flammen nicht von Mistelzweigen genährt wären.