Archive for the ‘Geschichten und Sagen’ Category

Christrosen – Legende

Donnerstag, Dezember 14th, 2023

Zum 14. Kalendertürchen

Die Legende von der Christrose
(aus: Hermine König, “Das große Jahrbuch für Kinder”, München 1994, S. 90)

In der Heiligen Nacht sprachen die Hirten zueinander: Kommt, lasset uns nach Bethlehem gehen und sehen, was da geschehen ist. Und sie machten sich eilends auf. Jeder nahm ein Geschenk mit: Butter und Honig, einen Krug Milch, Wolle vom Schaf und ein warmes Lammfell.
Nur ein Hirtenjunge hatte gar nichts zum Schenken. Was sollte er nur mitbringen? Er suchte auf der Winterflur nach einem passenden Geschenk. Vielleicht ein Blümchen? Er fand keins. Da wurde der Hirtenjunge sehr traurig und weinte. Die Tränen fielen auf die harte Erde. Dort, wo seine Tränen auf den Boden fielen, begannen Blumen zu wachsen, die trugen Blüten wie Rosen. Fünf Blütenblätter, zart und weiß, ein Kranz von goldenen Staubgefäßen, die wie eine Krone hervorleuchteten. Voll Freude pflückte der Junge die Blumen und brachte sie dem Kind in der Krippe. Das Jesuskind freute sich und lächelte.
Seit der Zeit blüht die Blume jedes Jahr im Winter auf, und die Menschen nennen sie die Christrose.

Hirtenjunge

Hirtenjunge und Christrosen, KI-generiert

»Schenken heisst, einem anderen etwas geben,
was man am liebsten selbst behalten möchte.«
 Selma Lagerlöf

Legende vom Weihnachtsstern

Dienstag, Dezember 12th, 2023

Die Legende vom Weihnachtsstern
Die Legende erzählt die Geschichte der kleinen Pepita, ein armes Mädchen aus Mexiko.
Pepita hatte kein Geschenk am Heiligen Abend fürs Jesuskind, welches in der Krippe der Kapelle lag. Pepita und ihr Cousin Pedro liefen langsam zur Kapelle. Pepitas Herz war mit Trauer gefüllt.
‚Ich bin sicher Pepita, dass das bescheidenste Geschenk von Ihm mit Freude in Empfang genommen wird, solange es aus Liebe geschenkt wird‘ sagte Pedro tröstend.
Ratlos kniete Pepita ins Gras neben dem Weg und fing an ein paar Gräser zu pflücken und machte daraus einen kleinen Blumenstrauss. Als ihr fertiges Werk betrachtete, war sie verlegen über das einfache Geschenk. Es rannen ihr ein paar Tränen übers Gesicht, als sie die Dorfkapelle betrat.
Als sie in die Nähe des Altars trat, hat sie sich an Pedros tröstende Worte erinnert: ‚Das bescheidenste Geschenk wird von Ihm mit Freude in Empfang genommen, solange es aus Liebe geschenkt wird.‘ Sie fing an sich besser zu fühlen, als sie die Blumen zur Krippe hin legte.
Doch plötzlich wurde aus den Gräsern ein Strauss voll mit roten Blüten. Jeder, der die roten Blumen sah, glaubte, dass ein Wunder geschah vor seinen Augen.
Von jenem Tag an nannte man die kräftig roten Blumen Flores de Noche Buena, oder Blumen der Heiligen Nacht, da sie jedes Jahr zur Weihnachtszeit blühten.

Pepita und der Weihnachtsstern, Bild KI-generiert

Pepita und der Weihnachtsstern, Bild KI-generiert

Zweiter Advent – 2023

Sonntag, Dezember 10th, 2023

2.Advent

Die zweite Kerze brennt für Hoffnung,
für die Kraft und für den Glauben,
für Vernunft und für die Achtung
und für die weißen Friedenstauben.

~

Bild KI-generiert (Lexica.art)

Bild KI-generiert (Lexica.art)

Immer am zweiten Sonntag im Advent
(aus ‚Die stillste Zeit im Jahr‘ von Karl Heinrich Waggerl)

Immer am zweiten Sonntag im Advent stieg der Vater auf den Dachboden und brachte die große Schachtel mit dem Krippenzeug herunter. Ein paar Abende lang wurde dann fleißig geleimt und gemalt, etliche Schäfchen waren ja lahm geworden, und der Esel mußte einen neuen Schwanz bekommen, weil er ihn in jedem Sommer abwarf wie ein Hirsch sein Geweih. Aber endlich stand der Berg wieder wie neu auf der Fensterbank, mit glänzendem Flitter angeschneit, die mächtige Burg mit der Fahne auf den Zinnen und darunter der Stall. Das war eine recht gemütliche Behausung, eine Stube eigentlich, sogar der Herrgottswinkel fehlte nicht und ein winziges ewiges Licht unter dem Kreuz. Unsere Liebe Frau kniete im seidenen Mantel vor der Krippe, und auf der Strohschütte lag das rosige Himmelskind, leider auch nicht mehr ganz heil, seit ich versucht hatte, ihm mit der Brennschere neue Locken zu drehen. Hinten standen Ochs und Esel und bestaunten das Wunder. Der Ochs bekam sogar ein Büschel Heu ins Maul gesteckt, aber er fraß es ja nie. Und so ist es mit allen Ochsen, sie schauen nur und schauen und begreifen rein gar nichts.

Weil der Vater selber Zimmermann war, hielt er viel darauf, daß auch sein Patron, der heilige Joseph, nicht nur so herumlehnte, er dachte sich in jedem Jahr ein anderes Geschäft für ihn aus. Joseph mußte Holz hacken oder die Suppe kochen oder mit der Laterne die Hirten einweisen, die von überallher gelaufen kamen und Käse mitbrachten oder Brot oder was sonst arme Leute zu schenken haben.

Es hauste freilich ein recht ungleiches Volk in unserer Krippe, ein Jäger, der zwei Wilddiebe am Strick hinter sich herzog, aber auch etliche Zinnsoldaten und der Fürst Bismarck und überhaupt alle Bestraften aus der Spielzeugkiste.
Ganz zuletzt kam der Augenblick, auf den ich schon tagelang lauerte. Der Vater klemmte plötzlich meine Schwester zwischen die Knie, und ich durfte ihr das längste Haar aus dem Zopf ziehen, ein ganzes Büschel mitunter, damit man genügend Auswahl hatte, wenn dann ein golden gefiederter Engel darangeknüpft und über der Krippe aufgehängt wurde, damit er sich unmerklich drehte und wachsam umherblickte.
Das Gloria sangen wir selber dazu.

Krippe (Lisi Martin)

Der Brief an das Christkind

Samstag, Dezember 9th, 2023

Felix ist sieben Jahre alt und kann heuer zum ersten Mal seinen Brief an das Christkind selber schreiben. Lange sitzt er da und schreibt, endlich aber ist er fertig. Seine Mutter soll den Brief lesen, bevor er ihn ins Fenster legt. Da steht:
»Liebes Christkind, ich wünsche mir von Dir eine elektrische Eisenbahn, ein Tretauto, eine Skiausrüstung, ein spannendes Buch, einen Zauberkasten, Malstifte, Pfeil und Bogen, Boxhandschuhe und viele Süßigkeiten. Dein Felix.«
Die Mutter schüttelt den Kopf und sagt: »Ist das nicht ein bisschen zuviel, Felix?« Doch das findet er nicht, und er legt am Abend den Brief ins Fenster. Dann wartet er ungeduldig auf Weihnachten.
Als am Heiligen Abend die Weihnachtsglocke leise durch das Haus bimmelt, stürmt Felix ins Wohnzimmer, wo der Christbaum und die Geschenke stehen. Da liegen für ihn ein Paar Ski und ein Zauberkasten – und ein Brief. Hastig reißt Felix den Umschlag auf und liest:
»Lieber Felix, in Deinem Brief waren so viele Geschenkvorschläge, dass es für drei Kinder zum Beschenken gereicht hat. Ich danke Dir dafür. Fröhliche Weihnachten wünscht Dir das Christkind.« Felix ist ganz still geworden. Er schämt sich ein bisschen. Ob er im nächsten Jahr wohl noch einmal so viele Sachen auf die Wunschliste schreibt?

Sonntag, Dezember 3rd, 2023

Legende von den ersten Weihnachtsplätzchen

Die Hirten waren gerade dabei, ihre Brote zu backen, da sahen sie den Weihnachtsstern am winterlichen Himmel leuchten. Sie machten sich mit ihren Herden sofort auf den Weg nach Bethlehem, wohin sie der Stern führte.
Bei aller Aufregung und Freude über den Stern und das Kind im Stall hatten die Hirten ihre Brote im Backofen vergessen. Als sie nach Hause zurückkehrten, strömte ihnen ein wunderbarer Duft entgegen. Sie konnten nicht glauben, was geschehen war. kerze.gifIhre Brote, die nach der langen Zeit im Backofen eigentlich hätten verbrannt sein müssen, waren zwar sehr dunkel geworden, schmeckten aber himmlisch süß. Allen Freunden und Bekannten gaben sie eine Kostprobe dieses besonderen Brotes und brachen es in viele kleine Stückchen, damit jeder davon kosten konnte.

Als Erinnerung an dieses Wunder begann man zur Heiligen Nacht kleine würzige Himmelskuchen zu backen, aus denen die Weihnachtsplätzchen geworden sind.

Von Schnee keine Spur

Samstag, Dezember 2nd, 2023

von Winfried Wolf

Am Nachmittag vor Weihnachten saß Clemens am Fenster und starrte traurig hinaus.
»Was ist los mit dir?«, fragte ich.
»Ach«, klagte er, »morgen ist Weihnachten, und es regnet und regnet! Warum schneit es nicht?«
»Weil es zu warm ist«, antwortete ich. »Wenn es kälter wäre, würde es bestimmt schneien.«
»Es hängt also von der Kälte ab, ob es schneit oder nicht?«, fragte er.
Ich nickte.
Einen Augenblick überlegte er, dann rief er fröhlich: »Na, dann machen wir es halt kalt! Wir stellen einfach unseren Kühlschrank ins Freie und machen die Tür ganz weit auf.«
»Das ist zwar ein guter Vorschlag«, sagte ich lachend, »aber das würde nicht ausreichen, leider.«
»Die Erwachsenen«, sagte Clemens heftig, »können doch sonst alles machen. Sie fliegen zum Mond und schicken uns Kinder in die Schule. Warum können sie nicht einfach bestimmen, dass es Weihnachten schneit?«
»Auf das Wetter haben die Erwachsenen keinen Einfluss«, erklärte ich. »Und es ist auch gut so. Stell dir vor, was es dann für Streitereien gäbe! Der eine möchte es warm haben, der andere kalt, und wieder ein anderer möchte gern Regen haben, damit seine Radieschen schneller wachsen.«
»Na gut«, sagte Clemens, »aber Weihnachten ohne Schnee ist Mist!«
»Ich verstehe schon«, erwiderte ich, »aber das Christkind ist auch zur Welt gekommen ohne Schnee.«
»Ist das wirklich wahr?«, staunte Clemens.
»Ja, sicher«, antwortete ich, »es ist in Palästina zur Welt gekommen, und dort ist es so warm, dass es nie oder fast nie schneit. Und viele Kinder auf der Welt feiern Weihnachten, ohne dass sie jemals Schnee gesehen hätten. Und sie freuen sich trotzdem! Weihnachten ist ja auch das Fest der Kinder. Es wird der Geburtstag eines Kindes gefeiert, und das finde ich schön an diesem Fest. Deswegen, meine ich, sollten alle Kinder an diesem Tag fröhlich sein, egal, ob es regnet oder schneit.«
»Na ja«, knurrte Clemens und stampfte davon. »Wo gehst du hin?«, rief ich hinterher.
»Auf mein Zimmer, mit dem Christkind reden!«

Von Schnee keine Spur

Von Schhnee keine Spur

Am Weihnachtsmorgen zog ich gleich die Vorhänge auf. Aber alles war Grau in Grau, von Schnee keine Spur. Armer Clemens!
Doch da kam er schon ins Schlafzimmer und rief: »Du, es hat geschneit!«
»Wo?«, fragte ich verwundert. »Ich sehe nichts.«
»Komm mal mit!«, sagte er da. Er führte mich ins Kinderzimmer. Der ganze Boden war übersät mit Papierfitzelchen, und an den Fenstern klebten unzählige Papierfetzen.
»Siehst du«, sagte Clemens stolz, »es hat doch geschneit! Hat mir das Christkind vorgeschlagen.«
»So«, sagte ich verblüfft, »das Christkind!«
»Ja«, bekräftigte er, »das stammt direkt vom Christkind!«
In diesem Jahr feierten wir Weihnachten im Kinderzimmer. Es war ganz besonders schön in dem vielen Schnee, der überhaupt nicht kalt war, und nass war er auch nicht!

Der Adventskalender

Donnerstag, November 30th, 2023

 

Der Adventskalender
von Jutta Butschkau

Am 30. November saß Ännchen auf dem Bettrand und hielt einen schönen, bunten Adventskalender nachdenklich in den Händen. Die Mutter hatte ihn ihr beim Gutenachtsagen gegeben und dazu gesagt:
»In diesem Jahr wirst du die Fenster deines Adventskalenders hoffentlich nicht wieder vorher aufmachen!«
Dann war sie schnell hinausgegangen, ohne eine Antwort abzuwarten. Ännchen wusste genau, was damit gemeint war. Im vergangenen Jahr hatte sie nämlich aus lauter Neugier schon am 4. Dezember alle Fensterchen des Adventskalenders geöffnet. Die Eltern waren traurig darüber gewesen, und Ännchen selbst hatte keine Freude mehr an dem Kalender gehabt. Die Kleine seufzte. Wenn man doch nur wüsste, was hinter den Fenstern zu sehen war? Zum Beispiel am Nikolaustag, und dann am 2. Advent … oder gar am Heiligen Abend!
Ännchens gute Vorsätze schmolzen wie die Eisblumen am Fenster dahin, wenn sie sie anhauchte. Ganz vorsichtig lupfte sie das Fensterchen zum 1. Dezember. HALT! stand dahinter mit dicken, roten Buchstaben und einem Ausrufezeichen.

Ännchen

Ännchen – von einer KI generiert

Ännchen erschrak. Was sollte das bedeuten?
Sie hatte einen Stern oder ein Licht erwartet. Was war das nur für ein merkwürdiger Adventskalender?
Kurz entschlossen machte sie noch ein paar Fenster auf: kein Spielzeug, kein Tannenzweig, keine Kerze war zu sehen – es gab nur Worte, nichts als Worte! Ännchen nahm einen Bleistift und schrieb hintereinander auf, was an jedem Tag bis zum 24. Dezember zu lesen war. Es kam ein Vers heraus:

»Halt! Was hast du uns versprochen,
Du wolltest doch in diesen Wochen,
Wo wir uns auf das Christkind freun,
Nicht mehr Fräulein Neugier sein!«

Ännchen schämte sich schrecklich. Aber was half es noch? Gar nichts mehr. Sie legte den Kalender auf den Tisch, schlüpfte ins Bett und schämte sich weiter, bis sie schliesslich darüber einschlief. Als sie am Morgen erwachte und mit schlechtem Gewissen zum Tisch hinüberschaute, machte sie große Augen. Der Tisch war leer, aber an der Wand neben dem Bett hing ein neuer Adventskalender mit lauter geschlossenen Fensterchen. Im Nu war Ännchen aus dem Bett gesprungen und hatte das Fenster zum 1. Dezember aufgemacht: Ein goldener Stern leuchtete ihr entgegen.

Ob Ihr es nun glaubt oder nicht: Ännchen war von ihrer Neugier geheilt. Diesmal öffnete sie täglich nur ein Fensterchen und freute sich an ihrem Adventskalender bis zum Heiligen Abend.