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Mittwoch, Dezember 4th, 2024

Zum 04. Kalendertürchen

Blütenzweig
von F.A.Hoyer

Brich von jenem Baum im Garten,
der im Frühjahr dir die ersten Blüten gab,
heute einen schwarzen winterharten
Zweig für deine Kammer ab.

Stell ihn auf die alte, dunkle Truhe.
Sorg dich seiner! Gast in deinem Haus,
breitet er dir wunderliche Ruhe
bald im Raum und um dein Wesen aus.

Einmal morgens nimm ihn eine Weile
gut in deines Atems warmen Hauch.
Sieh, schon treibt durch ihn das unversehrte, heile
Wachstum wie durch einen Frühjahrsstrauch.
Freu dich, denn dies ist ja das Leben,
das dir kommt in deine Einsamkeit.

Blütenzweig

Blütenzweig

St. Andrew’s Day in Schottland

Mittwoch, November 30th, 2022

Am 30. November feiert man in Schottland den „St. Andrew’s Day“, den Tag des schottischen Nationalheiligen Sankt Andreas.

Dudelsack

Dieser Apostel ist für die Schotten von besonderer Bedeutung, ist er doch für sie ein Symbol ihrer Autonomie und ihres bereits seit dem 4. Jahrhundert bestehenden christlichen Glaubens. Andreas war der jüngere Bruder des Apostels Simon Petrus und ebenso wie dieser ein einfacher Fischer.

Zunächst Anhänger von Johannes dem Täufer wurde er von diesem an Jesus verwiesen. In der Gewissheit „Wir haben den Messias gefunden“ (Joh. I,35-42) führte er auch seinen Bruder den Jüngern Jesu zu. Zusammen mit Simon Petrus und dem Brüderpaar Jakobus und Johannes gehört Andreas zu den ersten vier Aposteln. Er predigte vor allem in Griechenland, der heutigen Türkei und in Georgien. An einem 30. November zur Zeit des römischen Kaisers Nero wurde der Apostel in Patras, dem Hauptsitz der griechischen Provinz Achaia, auf Anweisung des Statthalters Aegeates an einem Kreuz mit diagonal verlaufenden Balken gekreuzigt.

Das deswegen „Andreaskreuz“ genannte diagonale Kreuz ist das Emblem der auch „Saltire“ genannten schottischen Flagge, welches für den Freiheitsgeist der Schotten von großer Wichtigkeit werden sollte.

Eine Legende erzählt, dass im Jahre 832 Hungus (Angus), der König der Pikten und Skoten, und seine Männer sich gegen angreifende Angelsachsen aus dem Süden verteidigen mussten. Schnell waren sie umzingelt und in einer ausweglosen Situation. Der dem christlichen Glauben angehörende Hungus betete um Erlösung.
In der Nacht erschien ihm der heilige Andreas und versicherte, dass Hungus Armee siegen würde. In der Morgendämmerung nahmen die Wolken am Himmel die Form eines diagonalen Kreuzes an. Ermutigt durch dieses göttliche Zeichen griffen die Pikten und Skoten an und konnten die angelsächsische Übermacht besiegen. Seitdem ist das weiße Andreaskreuz auf blauem Grund (= Himmel) die Nationalflagge Schottlands.

Die Verehrung des St. Andrew begann jedoch schon viel früher. Im 8. Jahrhundert brachte der schottische Bischof Acca von Hexham, der sich besonders für Leben und Wirken des Hl. Andreas interessierte, Reliquien des Apostels nach Schottland. Sie wurden bis zu einer Kirchenplünderung in der Reformationszeit in der frühchristlich-keltischen Siedlung St. Andrews aufbewahrt.

Der Nationalheilige Andreas ist den Schotten von heute noch genauso wichtig wie ihren keltischen Vorfahren. Im Jahre 2006 wurde der St.-Andreas-Tag per Gesetz vom schottischen Parlament zum Bank Holiday, d.h. zum öffentlichen Feiertag auf freiwilliger Basis ernannt.

In Edinburgh feiert man ihn mit Dudelsack-Paraden, Fähnchenschwenken, viel Hipphipphurra, gutem Essen und Whisky. Die Kleinstadt St. Andrews an der östlichen Nordseeküste Schottlands zelebriert ihren Namenspatron sogar eine ganze Woche lang.
Traditionelle Gerichte zum St. Andrews Day sind entweder Haggis (gefüllter Schafsmagen), Bawd Bree (Gemüse-Kaninchen-Eintopf) oder Howtoddie with Chappit Tatties (gefülltes Huhn mit Kartoffelpüree).

Brauchtum zum Martinstag

Sonntag, November 11th, 2012

Ganslsonntag heißt der Martinstag, wenn er auf einen Sonntag fällt oder auch der Sonntag nach Martini. Da gibt es die Herbstmusik, die jungen Burschen müssen ihre Mädchen zum Tanz führen und mit einem Gänsebraten bewirten. Wer versucht, sich zu drücken sucht, gilt als Geizkragen oder als schlechter Liebhaber und hat sich auf jeden Fall die Gunst seines Mädchens verscherzt.

Den Martinswein trinken die Winzer, oft im Rahmen eines Gemeindeabends, um für das künftige Jahr eine gute Ernte zu erbitten. Zu Martini hat auch der Most ausgearbeitet, an diesem Tag ist also der neue Wein getauft worden. Die Winzer fanden sich zum Martinstrunk oder Märtestrunk zusammen und nahmen die erste Kostprobe vom Heurigen. Der Märteswein floß‘ früher überall dort reichlich, wo Wein angebaut wurde: in Klöstern und in Winzerstädten war es üblich, an diesem Tag alle Leute freizuhalten.
Bei der Verkostung des ersten neuen Weines, der Martinsminne, darf die Martinsgans natürlich nicht fehlen. Vielerorts in Österreich wurde der Heilige Martin auch deshalb zum Patron des Gänseschmauses und der Gastwirte.

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Breton Girls with Chinese Lanterns
Ferdinand du Puigaudeau (1864-1930)

Der Martinsumzug am Martinsabend vereint eine verkleidete Person, die den heiligen Martin auf einem Schimmel darstellt, oft gehört auch ein Bettler dazu, immer aber eine große Kinderschar und ihre Eltern, die singend durch die Stadt/Gemeinde ziehen. Um den rechten Takt zu finden, wird der Gesang oft von einer Blaskapelle unterstützt.
Die Kinder tragen bei dem Umzug ihre meist selbst-gebastelten Martinslampen und Martinsfackeln. Der Martinsumzug findet seinen Abschluss vielfach durch die Mantelteilung oder durch ein Martinsfeuer. Der Lichterumzug hat ein liturgisches Vorbild: das Lucernarium, die Lichterprozession zur ersten Vesper des Vortages, wie sie an hohen Festtagen üblich war. Ist eine Bastelanleitung für Laternen gesucht?
Hier entlang bitte 🙂

St.Martins summer bezeichnet im Englischen das, was im Deutschen Altweibersommer oder anderswo Indiansummer (selten: Martinssommer) genannt wird, also besonders schönes Wetter in eher schlechterer Jahreszeit. Die englische Bezeichnung wird mit der Mantelteilung in Zusammenhang gebracht: Als Martin die Hälfte seines Mantels abgegeben habe, sei ihm sehr kalt geworden und er habe gefroren. Da hätten sich plötzlich Nebel und Wolken aufgelöst und die Sonne sei durchgebrochen. Dies sei der erste Sankt-Martins-Sommer gewesen.

Der Martinstag war einst auch Lostag, das heißt Mägde und Knechte wechselten ihre Dienststelle oder blieben wieder ein Jahr bei ihrem alten Herrn. Es wurden neue Pacht-verträge geschlossen und die Bauern und Gutsbesitzer mußten die Löhne an das Gesinde bezahlen. Oft gab es als Lohn auch Hühner oder Gänse. Die Woche nach dem Martinstag nannte man im übertragenen Sinne Martinioktav, die letzten acht Tage des bäuerlichen Arbeitjahres galten lange Zeit als Jahresausklang. In dieser Woche wurden nur die nötigsten Arbeiten im Stall und auf dem Feld erledigt, es wurde gefeiert, man aß und trank, besuchte Freunde und Verwandte.

Martini als Zinstermin war der Ablieferungstag von Naturalien. So wurde die Martins-gans dem Lehrer oder dem Pfarrer als Deputat überreicht, später als Geschenk Verwandten oder Bekannten zugesandt und auch mit Martin Luther in Verbindung gebracht: viele essen sie ihm zu Ehren, nur des Namens wegen.

Am Abend des Martinstages überreichte der Viehhirte seinem Dienstherrn eine grüne Rute, oft einen Birkenzweig, an dessen Spitze man einige Blätter ließ, ergänzt durch Zweige von Eiche und Wacholder, der dann im Frühjahr zum Viehtrieb verwendet wurde. Die Martinigerte (Mänensgene oder Martinsgerte) wurde am Tag der Epiphanie (6.1.) geweiht und sollte beim Viehauftrieb den Tieren Schutz gewähren. An manchen Orten wurden die Frauen und Mädchen mit einer Martinsgerte geschlagen; die ‚grünen Streiche‘ sollten den Segen und die Fruchtbarkeit auch auf sie übertragen.